Beim Jahrgang 1987 sprach die Presse von einem “traumhaften Altweibersommer”, der den Jahrgang am Ende noch vergoldete. Diese positive Entwicklung stand im Kontrast zu früheren Einschätzungen einiger Weinfachleute, die den Jahrgang als höchstens für die Sektproduktion geeignet sahen. Dies zeigt die Fähigkeit der Natur, Erwartungen zu übertreffen.
Der Jahrgang 1987 hatte mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen: Frostschäden im Winter, verspäteter Austrieb im Frühjahr, eine sehr späte Rebblüte und regnerische Sommertage. Doch der “goldene Oktober” konnte viele dieser Schwierigkeiten ausgleichen. Es wurden teilweise Mostgewichtszunahmen von 1,5°Oe pro Tag verzeichnet, und trotz aller Vegetationsschwierigkeiten konnte schließlich ein ansprechender Qualitätsweinjahrgang geerntet werden.
Die Weine dieses Jahrgangs, einschließlich des aktuell verkosteten Weins, präsentieren sich nicht als besonders brillant und wirken noch etwas “eckig” und “kantig”. Allerdings hat die Flaschenreife bereits viel vom ursprünglich “Unausgewogenen” abgemildert.
Ein leichter Ton von Botrytis ist ebenfalls wahrnehmbar. Dieser entstand, weil die Winzer, in echtem Qualitätsstreben, einen Teil der Trauben länger am Stock reifen ließen, um höhere Reifegrade zu erzielen. Die starken Morgennebel in Kombination mit einer noch dichten und intakten Laubwand begünstigten die Ausbreitung dieses Pilzes, dessen Geschmacksbeeinflussung als eine charakteristische Komponente des Jahrgangs angesehen werden kann.
nach G. Neitzer – Die perfekte Weinprobe
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